Claudia Piepenbrock

2016

Seitengang

  • Work

18.06.2016 - 30.10.2016

Heal the World, Weserburg Museum für moderne Kunst Bremen

Seitengang: 2 angepasste Wände, spiegelnd und lautlos besteht aus zwei sich mit etwa 60 cm Abstand gegenüberstehenden Wänden, die in einer Kurve mündet. Sie sind aus farbigem, in Metallrahmen eingespanntem Schaumstoff und ein Betrachter, der in den schmalen Gang hineintrat, sah, dass er sich in einer aufgeschnittenen Matratze befand. Die Spuren links wiederholten sich spiegelnd rechts. Das Schneiden hatte relativ kurze plastische Spuren hinterlassen. Die Arbeit verband auf intelligente Art und Weise die Idee, dass die engen Wände, auch wenn ein Betrachter nicht hineintritt, den menschlichen Körper tangieren (wie es amerikanische Künstler in den frühen 1970er-Jahren thematisierten), mit der Tradition des Expressiven. An der Arbeit entbrannte während der Jurysitzung eine Debatte darüber, was wer schon wo gesehen hatte, ein Totschlagargument, das in der Provinz allzu oft noch Geltung hat. Dass Millionen von Madonnen gemalt wurden und darunter auch Kunstwerke, ist dann eine beruhigende Erkenntnis aus der Kunstgeschichte. Wichtiger als die Frage, wo die Motive eventuell herkommen, ist die, wie aus ihnen in einem konkreten Fall etwas Neues, Spannendes, Anregendes oder »nur« Qualitätvolles entsteht. Das ist aber viel schwieriger zu beantworten, weil an dieser Stelle nicht auf Halbwissen beruhende Ablehnung oder Anerkennung, sondern eine komplexe Argumentation gefragt ist, die das Ausloten der Elemente im Kunstwerk untersucht. So gedacht, steckt in wahrgenommener visueller Komplexität etwas zutiefst Politisches.

Arie Hartog 2019, Vorwort, Katalog Zonen in Zustand

Claudia Piepenbrock — Seitengang, 2016

Seitengang: 2 angepasste Wände, spiegelnd und lautlos, 2016

Schaumstoff, Stahl

200 x 70 x 530 cm
Weserburg Museum für morderne Kunst Bremen

Photo: Franziska von den Driesch

Claudia Piepenbrock — Seitengang, 2016
Claudia Piepenbrock — Seitengang, 2016

Kabinenbogen