Claudia Piepenbrock
Diese dreiteilige Skulptur entstand ursprünglich für eine Ausstellung in der Kestner Gesellschaft. Die charakteristische Architektur eines ehemaligen Jugendstil-Badehauses gab die Form der Skulpturen vor und wurde zugleich Teil davon. Die raumgreifende Installation ist inspiriert durch die Funktionsräume der Ballroomszene der 70er Jahre und damit einem Milieu der Subkultur, die ihre Freiräume neben den gesellschaftlich akzeptierten Normen platziert. In die jeweiligen Rundbögen dieser Apsis setzten sich drei begehbare, kabinenförmige Skulpturen hinein und verharrten nur wenige Zentimeter vor den Pfeilern, um kurz vor dem Moment des physischen Kontaktes einen höflichen Abstand zu halten. Die Kabinen wirkten in ihrer Anordnung wie eine eingezogene Wand, die den eigentlichen Ausstellungsraum abtrennte von etwas dahinter Liegendem. Und trotzdem wirkte diese dreiteilige Wand nicht wie eine Barriere, im Gegenteil: Kabine 3 ist mit einem Durchgang versehen, der die Besuchenden zum Eintreten und Verweilen in ihr schalldämpfendes Inneres einlud und ihn durch das Passieren dieser Zone in den hinteren Bereich eintreten ließ. Im Zwielicht dieser Raumsituation entstanden verschiedene Möglichkeiten des Rückzugs und des Versteckens. Der Wechsel der Lichtverhältnisse trug wesentlich zum Stimmungswechsel zwischen Hauptraum und Nebenraum bei.
Kestner Gesellschaft, Hannover